Modern Crafts Stories

Es sind Geschichten, die Gefühle erwecken, Erinnerungen aufrufen, den Menschen Wissen lehren über bereits Vergangenes, Zukünftiges und Visionäres. Auch sind es Geschichten, die Menschen miteinander verbinden, sie einander vertraut machen, die die Welt erklären und Objekte und Gegebenheiten einen Sinn geben. 

Seit jeher werden Geschichten aller Art erzählt, von kleinen und großen Veränderungen, von bahnbrechenden Revolutionen bis hin zu fiktiven Innovationen. Mit ihnen wird das unstillbare Bedürfnis und die natürliche Neugierde, sowie der instinktive Wissensdrang des menschlichen Daseins gestillt. 

Dabei können nicht nur Menschen Geschichten erzählen, sondern auch Objekte und insbesondere Textilien. Seit mehreren Generationen und in unterschiedlichen Kulturen nutzt man Bekleidung und Textilien, um wichtige Informationen zu verewigen und hervorzuheben. Sei es, um den eigenen Status in der Gesellschaft und die eigene Identität kenntlich zu machen oder einfach um seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen.

Die Transformation der Textilindustrie 

Durch Globalisierung, Digitalisierung und insbesondere durch zahlreiche technologische Innovationen, wie zum Beispiel dem 3D-Drucker und dem Lasercutter, hat sich die Art, wie Geschichten erzählt werden, im Laufe der Jahre grundlegend verändert. Nahezu alle Bereiche unterschiedlichster Industrien sind von diesem disruptiven Wandel betroffen und so bleibt auch die Textil- und Bekleidungsindustrie von den digitalen Einflüssen und Veränderungen nicht verschont.

Durch den Wandel ins digitale Zeitalter transformiert sich der Sektor der Bekleidungsindustrie. Viele etablierte Charakteristika der Modebranche haben sich mit der Transformation verändert. Nicht nur die Manier wie Kleidung produziert und verarbeitet wird hat sich gewandelt, sondern auch die Wertschätzung der Trägerinnen und Träger gegenüber der Bekleidung hat sich über die Jahre gemindert. 

Mit der Masse an angebotenen Textilwaren, der Intransparenz der Produktionsweise und der rasanten Geschwindigkeit, mit der die Industrie heutzutage Kleidung produziert, entsteht ein Überfluss an Produkten. In Kombination mit dem Mangel an Hintergrundinformationen hinsichtlich der Herstellung, reduziert sich die Wertschätzung gegenüber der industriell produzierten Kleidung. Kleidungsstücke werden mehr und mehr zu einem saisonalen Abfallprodukt. 

Was früher noch zeitintensiv und mit höchster Präzision von Menschenhand hergestellt wurde, wird heute zunehmend industriell, in Massen und von Maschinen bewältigt. Dies hat unmittelbar zur Folge, dass aufgrund des kurzen Produktlebenszyklus von Kleidungsstücken, die Produkte wertloser werden, die Produkte sich zunehmend gleichen und sich Stile häufig nur noch wiederholen. 

Das Resultat sind endlose Kopien an Produkten, die alle einander ähneln, kaum einen Makel vorweisen, im Menschen nur noch wenig Emotionen erwecken und ihn stattdessen mit einem Gefühl der Leere hinterlassen. Was vor mehreren Jahren noch üblich war und heute nur noch in wenigen Kulturen zu finden ist, sind mühselig bestickte Textilien und mit Hand verarbeitete Kleidungsstücke, deren Herstellungsprozesse zumeist aufwendig und langwierig waren, doch dennoch vom Träger als nachvollziehbar, bereichernd und erfüllend empfunden wurden.

Mit Kleidung kommunizieren 

Ein Merkmal der Bekleidung, welches sich nicht unter dem digitalen Einfluss verändert hat, ist die Kommunikations- und Ausdrucksweise von Textilien von bestimmten Werten, einer persönlichen Geschichte oder Identität. Bis heute wird durch die Wahl der Kleidung der soziale Status, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Vorliebe zum Ausdruck gebracht.

Unverändert bleibt bei Trägerinnen und Träger auch das Bedürfnis und Streben nach Individualität, sowie Expressivität. So wird in der heutigen Zeit die Identität mit der Auswahl von jeweiligen Marken kommuniziert und profiliert, mit deren Werten und Image man übereinstimmt.

Die grundlegende Aufgabe der Bekleidung der Scham-, Schmuck- und Schutz-Funktion, hat sich somit nicht verändert. Dagegen hat sich die Kommunikations-, Produktions- und Verhaltensweise von Kleidung und Konsumenten um so mehr gewandelt. Nun muss sich der Textil- und Bekleidungsmarkt den neuen Herausforderungen dieser Veränderungen stellen. 

Die Sehnsucht nach aufrichtigen, aufwendigen und authentischen Produkten

Dank der Entwicklung der neuesten Technologien, wie dem 3D-Druck, dem Body-Scan und dem Lasercut, kann zwar der Drang nach Individualität durch Maßanfertigungen zukünftig befriedigt werden, doch lässt diese maschinelle Form der Produktion auf Knopfdruck eine neue Bedarfslücke und ungeahnte Sehnsucht im Konsumenten entstehen. 

Technologische Tendenzen und aktuelle Trendreports prognostizieren, dass auch die Heimproduktion, dank des mobilen 3D Druckers nicht mehr weit entfernt ist und Konsumenten ihre Produkte schon bald, ganz leicht Zuhause herstellen können. Diese schnelle Art der Befriedigung des unstillbaren Konsumbedürfnisses wird bei den Konsumenten jedoch nur noch mehr die Sehnsucht nach aufrichtigen, aufwendigen und authentischen Produkten wecken. Dieses Verlangen macht sich in Form einer wachsenden Gegenbewegung bemerkbar. 

Die Übernahme der Maschinen, die Übersättigung des Marktes und der Überfluss an Reizen durch digitale Medien lässt in der Gesellschaft nur ein neues Bedürfnis nach Individualität und Persönlichkeit wachsen. Es entsteht ein Verlangen nach Objekten, die nicht nur unser Konsumbedürfnis befriedigen, sondern auch unsere Sinne und Seele berühren. Diese Kriterien und Bedürfnisse werden ausschließlich nur von Handwerksprodukte erfüllt und gestillt.

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